Ein langer Weg
Von der Diagnose, der Behandlung, dem Verlauf meiner Brustkrebserkrankung
Am 31.07.2007 erhielt ich die Diagnose Brustkrebs. Tumor ca 3 cm groß, eine brusterhaltende OP sollte folgen.
14.08.2007, Einzug am Krankenhaus, am nächsten Tag die OP. Inzwischen war klar das die Brust nicht erhalten bleiben konnte, ein weiterer Tumor hatte sich in den letzten Tagen vor der OP in den Vordergrund geschoben. Beide zusammen ergaben multizentrisch, so das die Brust entfernt werden müsste.
Erste Ergebnisse nach der OP... es fand sich noch ein 3. Tumor, 18 befallene Lympfknoten von 18 entfernten. Die Hormonrezeptoren jeweils stark positiv, Her2neu negativ. Der weitere Plan hieß Chemotherapie und folgend Bestrahlung.
Am 11.09.2007 erhielt ich meine 1. Chemotherapie, von insgesamt 6 Blöcken. TAC, eine Kombination aus Docetacel, Doxorubicin und Cyclophasphamid. Verabreicht wird diese in einem Abstand von 21 Tagen.
Am 29.12.2007 erhalte ich die letzte Chemo, ein langer, schwerer Weg. Diese Chemotherapie hatte für mich heftige Nebenwirkungen.
Anfang Januar 08, die Vorbereitungen zur Bestrahlung standen an, erfuhr ich von einem Falschbefund, der mich aus den Schuhen haute. Hieß es im Juli 07 noch... keine Metastasen, wurde dieses nun korrigiert. Ein weiteres Knochenszintigramm ergab multiple Metastasierung der Knochen. Hier vor allem die Wirbelsäule und Rippen. Es bestand bei 3 Wirbeln akute Bruchgefahr. Der Vergleich mit dem Szintigramm von Juli 07 ergab, das dieser Befall da schon genau so vorhanden war. Auf Grund dessen wurde die Bestrahlung gestrichen. Man sprach nun nicht mehr von Heilung und ihren Chancen, sondern von Palliativbehandlung und Lebensrestzeit.
Ab Januar Behandlung mit Arimidex, ein Aromatasehemmer, und Pamidronat.
Im April 2008 fühlte ich an der operierten Stelle, direkt unter der Narbe eine kleine Verhärtung. Ein folgender Besuch bei meiner Gynäkologin ergab "nichts." Im Juni darauf waren es inzwischen zwei Verhärtungen. Wieder Besuch bei der Gyn, Ergebnis "nichts." Im August 08 weiterer Besuch bei der Gyn, die Biester waren gewachsen. Nun endlich sah auch sie sie auf dem Ultraschall, redete sie mir schön, Fett- oder Narbengewebe. Ich wollte eine weitere Abklärung und so suchte ich ein BZ auf. Die dort statt findenden Voruntersuchungen ergaben Verdacht auf zwei Rezidive.
Anfang September 08 folgte die OP. Ergebnis, drei Rezidive. Während des Krankenhausaufenthalts gab es weitere Untersuchungen. So auch CT Wirbelsäule. Vernichtende Ergebnisse. Die Metastasen hatten sich unaufhaltsam verbreitet, weitere Wirbel zerstört. Bei einigen nun der Einbruch von Grund- und Deckplatten. Ein dazu folgendes Gespräch mit einem Orthopäden verlief heftig. Seine Prognose, sie werden bald im Rollstuhl sitzen, an OP, Wirbelstabilisierung ist nicht mehr zu denken, das fasst keiner mehr an. Seine Empfehlung, ein spezielles Korsett um Schlimmstes heraus zu zögern, von der Halswirbelsäule abwärts bis zur Lendenwirbelsäule. Funktion, keine Drehung, kein Bücken mehr möglich. Ich lehnte dankend ab. Die Behandlung der Knochen wurde umgestellt, an Stelle von Pamidronat gab es nun Zometa.
Nach der OP der Rezidive, im September 08, wurde Arimidex abgesetzt, wirkungslos gegen meinen Krebs. Nächster Veruch mit Faslodex, ein Östrogen Rezeptorblocker. In den kommenden Wochen wurden die 3 Lendenwirbel bestrahlt, um dort Schadensbegrenzung zu erleben. Mit Erfolg.
Im Dezember 08, 2 Tage vor Weihnachten Termin beim Onkologen. Kontrolluntersuchungen, so auch Ultraschall Oberbauch. Ergebnis, verdacht auf multiple Lebermetastasen. Die Untersuchung 3 Monate zuvor war noch völlig sauber.
Anfang Januar 09 folgt ein MRT Leber, um genaues zu erfahren. Ergebnis, multiple Metastasierung, 70 % der Leber sind betroffen. Nun muß wieder Chemo her, Ende Januar startet der Versuch mit Navelbine. Auch diese zwang mich zunächst wieder heftig in die Knie.
Im März 09 lasse ich eine Leberbiopsie machen. Ich hatte gelesen das sich die Tumorrezeptoren der Metastasen nicht selten von denen des Ursprungstumors unterscheiden, und so war es auch. Ergebnis, die Metastasen in der Leber wiesen ein leichtes Her2neu positiv auf. Damit gab es eine weitere Option auf ein Mittel, Herceptin.
Ende März 09 weiteres Kontroll MRT Leber. Ergebnis, die Biester hatten sich weiter vermehrt, 9 Zyklen Navelbine umsonst.
Ab April 09 neuer Versuch Chemo, nun Xeloda. Nach erheblichen Nebenwirkungen in den ersten Wochen, die mir das Leben sehr erschwerten, brachte eine geringerer Dosierung einen erträglichen Zustand. Und, Xeloda funktionierte.
Dezember 09, dies mal einen Tag vor Weihnachten schon die "Bescherung," Kontrolle der Tumormarker ergab einen erheblichen Anstieg. Ich erhielt einen Anruf aus der onkologischen Praxis, die Therapie muss sofort umgestellt werden. In dieser inzwischen langen Zeit reiften immer mehr meine Gedanken nicht bis zum bitterem Ende zu gehen, alles in mich hinein zu stopfen was noch ein paar Tage bedeuten kann. So war ich da schon an einem Punkt, an dem ich fast nicht mehr wollte. Und doch entschied ich mich für eine weitere Chemo.
Anfang Januar 10 beginn Chemo mit Cealyx. Parallel dazu ein weiterer Bestrahlungsblock von 3 Wirbeln, die mir das Leben vermiesten, die Schmerzen wurden schlimmer. Wieder brachten die Bestrahlungen Erfolg, die Schmerzen schlichen sich. Die 3 folgenden Monate beuteln mich hart, Cealyx haut mächtig rein, ich liege meist brach danieder. Ende Mai, ich bin ein Nichts, die Chemo macht mich fertig, will ich nicht mehr, will ich alles schmeißen. Da kommt ein Anruf aus der onkologischen Praxis. Mein Onkologe teilt mir mit, das die neuesten Tumormarker den großen Erfolg von Cealyx zeigen und er so bereit ist die Dosierung zu reduzieren. Nur noch 50% der angesagten Dosis, so sollte ich mit den sich doch dann auch reduzierenden Nebenwirkungen leben können. So war es dann auch.
Ende August 10 steigen die Tumormarker wieder an. Für meinen Verlauf sind sie sehr verlässlich, Cealyx hat wahrscheinlich ausgedient. Ein folgendes MRT Leber und CT Knochen Ende Oktober bestätigt dies, voranschreiten der Metastasierung. Ich habe innerlich fertig, will nicht mehr.
November 10, Chaosbesprechung beim Onkologen. Hardcore ist nun angesagt, so seine Empfehlung. Der Krebs läuft uns davon, wir müssen nun ganz hart zurück schießen. So seine Gedanken... meine... lass mich in Ruhe, ich will nicht mehr! Ganz fest war dieser Gedanke, ganz sicher war ich mir. Und dann... schaute mich mein Mann traurig an, der bei dieser Besprechung dabei war und ich hörte mich Ja sagen. Der scharfe Schuß hieß Carboplatin - Gemzetabin, eine Chemokombination. Ich hörte den Onklogen sagen, das ist kein Zuckerschlecken, aber sehr effektiv. Ich wollte eigentlich kotzen und weg laufen, fühlte mich nicht mehr dazu gehörig, fremdbestimmt.
Am 11.11.10 gab es die erste Chemo. Der Behandlungsplan sah folgendermaßen aus... Tag 1 Chemo, Tag 8 Chemo, 2 Wochen Pause. Schon der erste Durchlauf haute mich um und ich bedauerte es zu tiefst mein Ja gegeben zu haben. Nur mit größtem Widerwille fuhr ich am Tag 8 zur 2. Chemorunde, es war der 19.11.10. Mein Blutbild war da schon völlig unten und doch gab es die nächste Packung.
Am 25.11.10 landete ich hier im Ort im Krankenhaus. Große Panik, mein Blutbild völlig im Eimer. Meine Thrombozyten waren noch magere 10, normal liegen sie bei 150 - 400. Die Leukozyten bei 0,8, normal bei 6000. Eine dort tätige Onkologei eröffnete mir meine Zustand und sagte, ich kann ihnen nicht versprechen das sie diesen Tag überleben. Ich überlebte ihn und wußte was zu tun ist. Aussteigen, komplett, keine Chemo mehr, nie wieder, so meine Gedanken. Der schlechte Zustand zog sich noch über einige Tage hin, bis neue Lebensgeister in mir wuchsen.
Und wieder lasse ich mich umstimmen. Eine reduzierte Dosierung der Chemo soll alles besser machen. Am 9.12. erhalte ich die nächste Chemo, in reduzierter Form. Erfolg, das Blutbild wieder im Keller, die weitere Chemo kann nicht gegeben werden. Ich fühle mich nur noch elendig.
Am 11.12.10 stürze ich heftig und kugel mir dabei den linken Arm aus. Ein Stück der Gelenkkugel bricht dabei ab. Zusammen mit dem Zustand der Chemo ein heftiger Brocken, meine Stimmung ganz im Keller. Weitere geplante Chemos müssen für den kommenden Zeitpunkt ausfallen. Zum einem wegen dem dauerhaft schlechtem Blutbildes, zum anderem wegen den Heilungschancen meines Oberarms. Chemo ist da nicht föderlich.
20.12.10 wieder Termin Onkologe. Ich teile ihm mit, das es für mich keine weitere Chemo mehr gibt. Ratlosigkeit bei ihm. Neue Versuch von... eine Runde noch. Ich bleibe Standhaft bei meinem Nein. Wir vertagen das Gespräch auf einen nächsten Termin im Januar 2011.
10 Januar 2011 nächster Termin Onkologe, mein Nein zur Chemo steht. Es geht mir noch immer sehr schlecht, der Körper hat sich noch nicht wieder erholt. Sein Angebot... eine Chemo mit Taxan, wekly. Also 1 mal die Woche Chemo. Dies im Rythmus von Tag 1 Chemo, Tag 8 Chemo, 2 Wochen Pause. NEIN, schönen Dank, ich nicht mehr! Er spricht von den guten Erfolgen, das diese Chemo lebbar wäre, zwar auch ihre Nebenwírkungen habe, aber erträglich. Nein! Wir einigen uns auf einen Versuch mit Tamoxifen, einem Armotasehemmer. Die Behandlung mit diesen Tabletten beginne ich sofort. Viel Erfolg verspreche ich mir nicht.
Mein Körper erholt sich in den nächsten Wochen, ganz langsam. Die Nebenwirkungen vom Tamoxifen sind erträglich. Und... es funktioniert, die Tumormarker fallen.
Im Juni 2011 dann erneuter Anstieg der Tumormaker, Tamoxifen wird abgesetzt. Neuer Vesuch Faslodex, ein weiteres mal. Hatte es schon mal ganz am Anfang meiner Behandlung, da ohne Erfolg. Inzwischen hat der Hersteller die Dosisempfehlung verdoppelt, so also ein weiterer Versuch.
Inzwischen haben wir den 17. August 11. Mein Gefühl sagt mir, Faslodex hilft nicht. Mein Zustand hat sich verschlechtert, ich bin sehr reduziert. Ich warte auf die neuesten Ergebnisse meines Tumormarkers, dann wissen wir mehr.
Seit dem 18.08.2011 nehme ich erneut Xeloda, ein weiterer Versuch. Faslodex hat nichts bewirken können, die Leberwerte haben sich enorm verschlechtert, der TM hoch wie nie.
Heute, am 22.09.11 nehme ich die letzten Xeloda Tabletten der 2. Runde, dann ist erst mal wieder 1 Woche Pause. Die Neuropathie an Füssen und Händen ist in der 2. Runde wesentlich erträglicher. Der Magen ist angegriffen, Sodbrennen. Lässt sich aber mit Magentabletten aushalten. Mal schauen ob sich das alles lohnte? Am kommendem Dienstag gibt es dann wieder Kontrolle TM und TM Wert der letzten Untersuchung von vor 3 Wochen, den ich bisher gar nicht erfragte.
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